Abschluss und Umzug

Aus dem Bieler Tagblatt im Dezember 2020

Das Pilotprojekt «La Werkstadt» ist zu Ende – aber es geht weiter

Heute schliesst die von der Swisscom betriebene «La Werkstadt» ihre Türen. Doch das Coworking- und Coaching-Team ist auf den Geschmack gekommen und steht mit einem neuen Projekt am Start.

Sarah Zurbuchen

Heute schliesst «La Werkstadt» nach fünf Jahren seine Türen. Der prominent gelegene und von der Swisscom betriebene Arbeits- und Begegnungsort war ein befristetes Pilotprojekt in einem Gebäude an der Bahnhofstrasse. Im Erdgeschoss befand sich ein öffentlicher Bereich, der als Coworking-Space diente. Auf mehreren Stockwerken konnten Büros und Konferenzräume gemietet sowie Schulungen und Coachings in Anspruch genommen werden.

Obwohl von Anfang an als befristetes Unterfangen konzipiert, ist die Enttäuschung darüber  gross, dass die Swisscom das Projekt nicht verlängert. «La Werkstadt war ein Erfolg, hier existierte eine ganz besondere Atmosphäre», sagt Marc Wenig, der für den Coworking-Space verantwortlich war. Auch Thomas Gfeller, Delegierter für Wirtschaft der Stadt Biel, findet den Rückzug der Swisscom bedauerlich, wie er gegenüber dem «Journal du Jura» sagte: «Diese Entscheidung kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, da vor einigen Wochen auch der Weggang des Swisscom-Callcenters bekannt gegeben wurde.» Der öffentliche Bereich im Erdgeschoss schliesst heute, die Mieter im restlichen Gebäude können bis Ende Jahr bleiben.

 

«Grosser Verlust»

Weil Marc Wenig überzeugt ist vom Konzept der «La Werkstadt», hat er sich bei dem Hauseigentümer als neuer Mieter des Gebäudes beworben, erhielt aber eine Absage. «Ein grosser Verlust für die Attraktivität der Innenstadt», findet er. Dem Vernehmen nach wird eine Versicherungsgesellschaft ins Erdgeschoss einziehen.  Doch der Jungunternehmer will nicht aufgeben. Die Erfahrungen, die er und sein Team dort gesammelt haben, wollen sie deshalb mitnehmen an einen neuen Ort. «Wir waren ein Erkundungsschiff und haben ein Land mit neuen Früchten entdeckt», sagt er “Wir wollen nicht mehr zurück zu Kartoffeln”. Eine Umfrage bei den Nutzerinnen und Nutzern der La Werkstadt habe ausserdem ein grosses Bedürfnis nach einem Weiterbetrieb eines ähnlichen Angebots ergeben. Die Community bestehe derzeit aus rund 100 aktiven Personen. 

Nach langer Suche und vielen Verhandlungen ist eine kurzfristige Lösung in Aussicht. Hier soll ein «urbaner Treffpunkt» – wie er es nennt – entstehen, wo Menschen arbeiten, sich treffen, inspirieren und befruchten. Er selbst sieht sich als Gastgeber und Vernetzer und investiert privat. “Der Zufall ist unplanbar aber wichtig für die Innovationsfähigkeit einer Region” ist er überzeugt. «Die Vision ist dem Unplanbaren ein Zuhause zu geben; ein lokaler Treffpunkt über die normalen Berufs-und Branchengrenzen hinweg, der so zu einer lokalen Wertschöpfung beiträgt .” Gerade in der jetzigen Krise bräuchten kleine Agenturen, Freiberufler oder Angestellte, die im Homeoffice arbeiten, ein flexibles Angebot für virtuelle und physische Zusammenarbeit.

 

Corona als “Trendbeschleuniger”

Die anderen zwei Betreiber von La Werkstadt Chris Meziane und Martin Günter werden ebenfalls mit einem selbstständigen Projekt (weiterhin unter dem Namen La Werkstadt) ins neue Jahr durchstarten. Der Basler und die Bielerin beraten ortsunabhängig Firmen, indem sie sie durch die «digitale Transformation» begleiten. Viele Firmen seien durch externe Markteinflüsse gezwungen, sich anzupassen, erläutert Chris Meziane. «Wir haben Methoden entwickelt, die Unternehmen helfen, sich schneller und stabiler im neuen Umfeld zu bewegen.» Das Beraterduo arbeitet branchenunabhängig und will laut eigenen Aussagen keine Abhängigkeiten schaffen. Chris Meziane: «Wir bringen ihnen unsere Methodik bei, überlassen den Firmen aber ihre eigene Dynamik.» Im Zentrum ihrer Arbeit stehe ein starkes Team, so Martin Günter. Denn so seien grundlegende Veränderungen am Besten zu bewältigen. «Gerade jetzt, in der Coronakrise, sollten sich Firmen Zeit nehmen, ihre Strategie zu überdenken und neu zu entwickeln.» Corona sei ein wahrer Trendbeschleuniger, so Günter. «Wir bieten die Methodik und Systematik dazu.» Oft brauche es gar nicht so viel: «Meistens läuft es in 80 Prozent gut, die restlichen 20 Prozent sind verbesserungsfähig.» Die beiden Coaches Chris Meziane und Martin Günter-Pavel werden weiterhin eine Partnerschaft mit dem neuen Coworking Space pflegen und sie aktiv unterstützen.

 

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